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Jahreskreisfest Imbolc
Am zweiten Vollmond nach Yule feiern die Kelten das Fest Imbolc, das auch der Göttin Brigid gewidmet ist. Obwohl die Welt noch in winterlicher Ruhe verharrt, sind die Tage bereits spürbar heller geworden. Die Sonne zeigt sich früher am Morgen und verweilt länger am Abend, ein sanfter Hinweis darauf, dass der Frühling in der Ferne naht.
Die Göttin erscheint nun in neuer Gestalt: Brigid, die Lichtjungfrau, mit einem strahlenden Glanz umgeben, tritt an die Stelle der dunklen, mächtigen Wintergöttin, die als Percht, Cerridwen oder Morrigane bekannt war. Mit ihrem Licht erweckt Brigid das Leben tief im Inneren der Erde. Während die Naturwesen noch in ihrem Schlummer verharren, regt sich unter der Oberfläche ein zartes Erwachen. Die ersten Anzeichen von Fruchtbarkeit und Leben machen sich bemerkbar, noch zögerlich, fast unbemerkt.
Imbolc trägt die ungezähmte Energie des Neuanfangs in sich. Der junge Sonnengott, neu geboren, zeigt sich in der Form eines mächtigen Bären, der vorsichtig aus seiner Höhle blickt, während die Welt allmählich zu neuem Leben erwacht.
Imbolc, das Fest der schlafenden Lebendigkeit und des verborgenen Neubeginns, markiert einen Übergang zwischen der eisigen Umklammerung des Winters und dem zarten Erwachen des Frühlings. Es ist die Zeit, in der das Leben, das für tot gehalten wurde, heimlich seine Rückkehr plant. Unsichtbar für das bloße Auge beginnt der Samen tief in der Erde zu keimen, und die Bäume sammeln ihre Kräfte, bereit, bald in voller Pracht zu erblühen.
Brigid, die strahlende Lichtjungfrau und Hüterin dieses Festes, reitet auf ihrem Hirsch durch die Wälder. Mit sanfter, doch bestimmter Hand weckt sie die träumenden Samen und flüstert den Bäumen zu, ihre Säfte wieder zum Leben zu erwecken. Sie bringt das erste warme Licht, das selbst die dickste Schneedecke durchbricht, und schenkt dem Land die Energie des Neubeginns. Als Verkörperung des Ostens und der aufgehenden Sonne kündigt sie das Licht eines neuen Morgens an.
Die Kelten begrüßten diesen Wandel mit einem Feuerfest, um das Ende der Dunkelheit und den nahenden Frühling zu feiern. Orakel wurden befragt, um Einblicke in die Zukunft zu gewinnen – wer würde heiraten, wer würde scheiden, wie würde die Ernte ausfallen? Sogar Probe-Ehen für ein Jahr wurden an diesem Tag geschlossen, als Symbol für neue Verbindungen und Möglichkeiten.
Auch heute noch ehren wir Brigid und das Licht, das sie bringt. Kerzen werden in ihrem Namen geweiht und durch Häuser und Ställe getragen, um Schutz und Segen zu verbreiten. Drei Tropfen Kerzenwachs werden auf Brot geträufelt, das ein Jahr lang als Glücksbringer im Haus verbleibt. Kleine Lichterschiffchen, mit flackernden Kerzen beladen, treiben auf Flüssen dahin, das Licht durch die Dunkelheit tragend.
Imbolc ist auch eine Zeit der Reinigung – nicht nur von den Spuren des Winters, sondern auch von innerem Ballast. Der Februar, dessen Name vom lateinischen "februare" für Reinigung stammt, steht ganz im Zeichen des Loslassens. Altes wird verbrannt, um Platz für Neues zu schaffen. Es ist der Moment, um die Prioritäten neu zu ordnen, Projekte für das kommende Jahr zu planen und die eigene Energie auf das Wesentliche zu konzentrieren.
Imbolc lehrt uns, das Unsichtbare zu erkennen – die leise, ungezähmte Energie, die unter der Oberfläche brodelt, und die unaufhaltsame Kraft, die aus dem Dunkel emporstrebt. Der Frühling naht, und mit ihm die wilde, ungezähmte Lebendigkeit des Lebens selbst.